„Das ist vermutlich die zweitgrößte Herausforderung nach dem Klimawandel“ – Auf ein Wort mit Jens Bender und Stefan Menden vom HR Angels Club

In den letzten Jahren sind unzählige Startups im HR-Bereich entstanden. Viele davon sind erfolgreich und haben mit ihren Produkten und dem engagierten Einsatz ihrer Teams eine tolle Entwicklung genommen. Noch viel mehr haben die Reise allerdings abgebrochen. Was den Gründer:innen dabei zu Beginn häufig noch fehlt, sind Geld, Kontakte und nicht selten Know-how, um die ursprüngliche Idee zu einem tragfähigen Business zu entwickeln. Hier kommen sogenannte Business Angels ins Spiel, die Startups genau hiermit unterstützen. Zwei, die hier eine ganze Menge Erfahrung mitbringen, sind Stefan Menden und Jens Bender. Beide haben vor nicht allzu langer Zeit den HR Angels Club gegründet und sind heute bei HR4Good im Interview.

Hi, ihr beiden! Schön, dass ihr die Zeit für dieses Interview gefunden habt. Stellt euch doch kurz den Leser:innen vor und sagt uns, was ihr beruflich so macht.

Stefan Menden
Stefan Menden

Stefan: Ich bin Stefan Menden, habe mit SQUEAKER 1999 mein erstes HR-Tech Start-up gegründet und seither mehrere Firmen gegründet, aufgebaut und als Investor unterstützt. Klarer Schwerpunkt ist Future of Work-Tech. Ich komme aus dem Rheinland wohne aber in Berlin mit meiner Familie. Bei einem Ausflug in die Welt der Unternehmensberatung lernte ich Jens vor inzwischen fast 20 Jahren kennen. 

Jens Bender
Jens Bender

Jens: Neben dem gemeinsamen Abstecher in die Beratung und dem Aufwachsen im Rheinland verbindet mich mit Stefan insbesondere das Interesse an HR-Tech/ Work-Tech. Ich habe mit PeoplePath 2001 mein erstes HR-Tech Unternehmen während des Studiums gegründet und anschließend aufgebaut. Nach dem Wechsel in den Beirat und tollen Jahren bei Haufe begleite ich als Advisor nun HR-Tech-Unternehmen und Investoren. Mit meiner Frau (ebenfalls Unternehmerin) und meinen Kindern wohne ich heute im sonnigen Südwesten in Freiburg. 

Was genau ist der HR Angels Club und wie seid ihr auf die Idee gekommen, diesen zu gründen? Wen trifft man neben euch beiden sonst noch im Club an?

Stefan: Eine Interim-Rolle bei der New Work SE – bekannt für ihr Produkt XING – brachte mich vor zwei Jahren zur Messe Zukunft Personal. Die Idee dazu hatte Jens und wir dachten, wir machen ein Dinner mit anderen HR-Unternehmern…

HR Angels Club

Jens: … und dann hat sich alles Folgende recht schnell von selbst ergeben. Wir haben in unseren jeweiligen Netzwerken festgestellt, dass eine große Zahl ehemaliger HR-Tech-Gründer:innen heute – wie wir – Start-Ups als Angel finanzieren und inhaltlich unterstützen wollen. Heute sind wir über 60 aktive Angels – alle mit starkem Interesse, Startups in der frühen Phase zu initialen Erfolgen zu verhelfen. Wir screenen und diskutieren gemeinsam über deren Pitches und interessierte Angels investieren.

Welche Investments wurden bereits explizit vom HR Angels Club getätigt, die aufgrund eurer Initiative entstanden sind?

Stefan: Unser erstes Investment war PeopleIX – eine spannende People Analytics Platform von ganz pfiffigen Gründern aus Köln. Inzwischen zählen wir dreizehn Investments, noch nicht alle sind veröffentlicht. Hierzu zählen Firmen wie bonrepublic, kombo, become1, edyoucated, HYRE, jobkey, midlane und Wandel. Die vollständige Liste findest auf unserer Homepage vom HR Angels Club.

Wie unterstützt ihr junge Gründer:innen – außer mit Geld? Wie sehr könnt ihr eure eigenen Erfahrungen als Gründer einbringen?

Jens: Mit über 60 erfahrenden HR-Unternehmer:innen im HR Angels Club gibt es immer einen, der sich in „deinem“ Thema gut auskennt. Hier sind inhaltliches Sparring, Zugang zu Kunden und Partnern, Erfahrungsaustausch und Unterstützung beim Fundraising wirklich die schwergewichtigeren Argumente als Geld alleine. 

Stefan: Unsere Mitglieder haben Firmen mit in Summe mehreren Milliarden Marktwert erschaffen und bringen daher viel Erfahrung mit.  

Was ist für euch das spannende an HR (Tech) Startups? Welche Entwicklung seht ihr in diesem Markt und welche Zukunftsperspektive prognostiziert ihr?

Stefan: Die Arbeitswelt ändert sich – das ist vermutlich die zweitgrößte Herausforderung unserer Generation nach dem Klimawandel. Ich glaube an unternehmerische und technologische Lösungen – nicht so sehr an die Politik, um diesen Wandel anzugehen. 

Gibt es nicht mittlerweile schon für alles eine Lösung im HR-Bereich oder entdeckt ihr immer noch spannende Trends, die einen völlig neuen Ansatz oder Aspekt verfolgen?

Jens: Der HR-Bereich braucht noch sehr viel Innovation. Gerade Digitalisierung bietet noch immenses Potenzial und die sich verändernden Rahmenbedingungen von einem Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt, der Bedarf an massiver Zuwanderung, die Relevanz von hybriden und Remote Arbeitsmodellen sowie neue Technologien (GenAI, Integrations, LowCode/NoCode, etc.) und neue gesetzliche Rahmenbedingungen bietet sehr viel Raum für neue Ventures.

In welcher Phase investiert ihr für gewöhnlich in HR Startups?

Stefan: Als ganz frühe Sparringspartner und in den Pre-Seed und Seed-Phasen. 

Worauf achtet ihr persönlich bei der Auswahl eurer Investments? Produktinnovation, Marktpotenzial, Gründer:in oder gar alles zusammen?

Stefan: Ich investiere seit über 20 Jahren in Start-Ups und achte besonders auf das Team. Sind das Menschen, mit denen ich gerne zusammenarbeiten möchte? Für mich ist Loyalität, Ehrlichkeit und Transparenz wichtig – und etwas intellektuelle Stimulation: Ich lerne gerne als Investor über die Probleme und Herausforderungen der Gründer mit. 

Jens: Auch ich schaue wie Stefan in der ganz frühen Phase insbesondere aufs Team. Zugleich bringen wir aber natürlich auch unsere Perspektiven auf Marktpotenzial, Produkt(innovation), Wettbewerb und – wenn vorhanden – erste Traction mit ein. Ich denke so haben wir einen guten Blick auf alle relevanten Kriterien.

Wie soll und wird sich der HR Angels Club in der nächsten Zeit weiterentwickeln und was können Beobachter:innen im Markt von euch in nächster Zeit erwarten?

Jens: Wir haben mit dem Aufbau des Netzwerks ja erst vor einem Jahr begonnen und sind im ersten Jahr zu einem sehr relevanten Netzwerk im HR-Tech-Venture-Bereich in Deutschland herangewachsen. 2024 freuen wir uns darauf, noch mehr mit Gründer:innen bei Events und virtuell in die Interaktion zu gehen und inhaltlich zu arbeiten, bei einigen Startups die nächste Wachstumsphase erfolgreich mit zu begleiten und gemeinsam einige weitere Investments zu machen. 

Stefan: Interessierte erfahren auf www.hrangels.club alle Neuigkeiten und können dort auch direkt mit uns in Kontakt treten. 

Lieber Jens, lieber Stefan, vielen Dank für die spannenden Einblicke. Ich hoffe, wir werden auch in Zukunft noch viel von euch und dem HR Angels Club hören!

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