In einer Arbeitswelt, in der der Fachkräftemangel Alltag ist und Recruiting-Teams zunehmend unter Druck stehen, braucht es mehr als nur klassische Jobanzeigen – es braucht echte Innovation. Im heutigen HR4Good-Interview mit HeyJobs-CEO Marius Luther sprechen wir genau darüber sowie über datengetriebenes Recruiting, die Rolle von Künstlicher Intelligenz und seinen ganz persönlichen Traum vom Arbeitsmarkt der Zukunft. Marius ist nicht nur einer der spannendsten HR-Tech-Gründer im deutschsprachigen Raum, sondern auch jemand, der sich nicht mit Buzzwords zufriedengibt – sondern Lösungen schaffen will, die tatsächlich Wirkung zeigen. Wir sprechen über Learnings aus der Gründerzeit, den aktuellen Arbeitsmarkt 2025, neue Produkt-Innovationen und was passieren muss, damit am Ende jede:r den Job findet, der wirklich passt. Los geht’s!
Hey, Marius! Schön, dass du Zeit für dieses Interview gefunden hast. Stell dich doch kurz den Leser:innen vor und sag uns, was du beruflich so macht.

Hey, danke für die Einladung! Ich bin Marius Luther, Mitgründer und CEO von HeyJobs. Wir haben HeyJobs 2016 gegründet, um Unternehmen dabei zu helfen, die richtigen Talente zu finden – und zwar mit Hilfe von KI-gestütztem Performance Recruiting. Heute unterstützen wir mit einem großartigen Team von über 300 Kolleg:innen mehr als 5.000 Unternehmen in Deutschland und Österreich. Unser Ziel ist es, Recruiting einfacher, effizienter und erfolgreicher zu machen, damit jede:r den passenden Job findet, um ein erfülltes Leben zu führen.
Was hat dich ursprünglich dazu bewegt, HeyJobs zu gründen? Gab es einen Schlüsselmoment?
Die Idee zu HeyJobs entstand aus einem klaren Problem, das ich immer wieder gehört habe: Unternehmen hatten Schwierigkeiten, die richtigen Talente zu finden und die bestehenden Lösungen – von Printanzeigen bis hin zu klassischen Jobbörsen – waren einfach nicht effektiv genug. Ein Schlüsselmoment war für mich, als ich mit einer Personalleiterin sprach, die frustriert meinte: „Klicks bringen mir keine Einstellungen.“ Das hat bei mir Klick gemacht. Ich wollte eine Lösung schaffen, die nicht nur Sichtbarkeit oder Klicks liefert, sondern echte Bewerbungen und Einstellungen – messbare Ergebnisse. Das war der Startpunkt für HeyJobs.
Welcher Fehler hat dich in deiner Karriere am meisten gelehrt und welchen Rat würdest du jungen Gründer:innen geben, die im HR-Tech-Sektor erfolgreich sein wollen?
Ein Fehler, der mir viel beigebracht hat, war, anfangs zu sehr auf Produktfeatures statt auf Kundenergebnisse zu fokussieren. Wir haben schnell gelernt, dass es nicht darum geht, was wir cool finden, sondern was den Kund:innen wirklich hilft – das hat unsere Denkweise komplett verändert. Mein Rat an junge Gründer:innen im HR-Tech-Sektor: Sprecht ständig mit euren Kund:innen, versteht ihre Probleme bis ins Detail und baut Lösungen, die messbare Ergebnisse liefern. Und: Habt keine Angst vor Rückschlägen – sie sind oft die besten Lehrmeister.
Viele Unternehmen kämpfen mit unbesetzten Stellen und der demographische Wandel drückt täglich stärker auf den Arbeitsmarkt. Das zeigt nicht zuletzt euer Hey-Index. Was sind die größten Recruiting-Herausforderungen im Jahr 2025?
Der demografische Wandel ist definitiv ein großes Thema, aber der Hey-Index zeigt, dass wir uns in einer komplexen Situation befinden. Einerseits haben wir in Q1 2025 eine neue Höchstzahl an aktiv Jobsuchenden – sogar mehr als während der Corona-Pandemie. Gleichzeitig gibt es jedoch wenige offene Stellen wie zuletzt in den Lockdowns. Das ist besorgniserregend und zeigt die Auswirkungen der Rezession. Für Recruiter bedeutet das zwar auf den ersten Blick ‚Entspannung‘, weil der Hey-Index aktuell über 2 liegt – also mehr als zwei Jobsuchende pro offene Stelle.
Meiner Meinung nach gibt es 2025 aber zwei große Herausforderungen: Erstens: In vielen Engpassberufen, wie Pflege, Erziehung oder technisches Handwerk, liegt der Hey-Index weiterhin unter 0,5. Hier gibt es also überhaupt keine Entspannung, im Gegenteil. Der demografische Wandel verschärft die Situation jedes Jahr. Wir bei HeyJobs sind darauf spezialisiert, auch für diese Stellen qualifizierte Kandidat:innen zu finden. Zweitens: Viele Jobsuchende bedeuten auch viele unpassende Bewerbungen. Das verursacht viel Arbeit im Recruiting. Deshalb arbeiten wir bei HeyJobs ständig daran, unser Produkt zu verbessern, um besser zu verstehen, wer wirklich passt. Da kommt im Sommer auch eine neue Innovation auf den Markt.
Welche Rolle spielen datengetriebene Ansätze heute in der Personalgewinnung aus deiner Sicht? Wird die klassische Bewerbung bald überflüssig? Wie sieht Recruiting in der Zukunft aus?
Datengetriebene Ansätze sind heute absolut zentral in der Personalgewinnung. Sie ermöglichen es, Recruiting-Budgets gezielt einzusetzen, Streuverluste zu minimieren und die richtigen Talente schneller zu finden. Bei HeyJobs setzen wir beispielsweise auf KI-gestützte Algorithmen, die nicht nur Bewerbungen generieren, sondern einstellbare Kandidat:innen liefern – qualifiziert, interessiert und erreichbar.
Die klassische Bewerbung wird nicht komplett verschwinden, aber sie wird sich verändern. Automatisierte Assessments und angereicherte Profile ersetzen zunehmend lange Lebensläufe und Anschreiben. In Zukunft wird Recruiting noch stärker auf Effizienz und Personalisierung setzen: Unternehmen werden Talente proaktiv ansprechen, basierend auf datenbasierten Insights, und der gesamte Prozess wird nahtloser und schneller ablaufen – für beide Seiten.
Was macht HeyJobs anders als andere Jobplattformen, um sowohl Kandidat:innen als auch Recruiter:innen die bestmögliche Experience zu bieten?
Wir versuchen, den gesamten Prozess so einfach und transparent wie möglich zu gestalten. Für Kandidat:innen bedeutet das: relevante Jobangebote, einfache Bewerbungsprozesse und schnelle Rückmeldungen. Für Recruiter:innen: Mehr qualifizierte Bewerbungen, mehr Sichtbarkeit als Arbeitgeber und eine deutliche Zeitersparnis durch automatisierte Prozesse.
Wie sieht das konkret aus? Wir erreichen sowohl aktive als auch passive Kandidat:innen und liefern vorqualifizierte Bewerbenden-Profile. Und durch unseren mobil-optimierten Bewerbungsprozess und den HeyJobs Talent Pool mit 3,5 Millionen Fachkräften maximieren wir die Bewerbungsquote.
Aber wir gehen noch einen Schritt weiter: Wir optimieren nicht nur auf Bewerbungen, sondern auf tatsächliche einstellbare Kandidat:innen. Unser selbstlernender Algorithmus sorgt dafür, dass das Kundenbudget auf den Kanälen mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für erfolgreiche Einstellungen verteilt wird, was zu niedrigeren Cost per Application und Cost per Hire führt.
Und ab September 2025 kommt ‘HeyAssessment’ hinzu: Ein KI-gestützter Chatbot, der mit Bewerbenden chattet, relevante Unterlagen anfordert und Qualifikationen mit Jobanforderungen abgleicht. So erhalten unsere Unternehmenskunden einheitliche Kandidat:innenreports und können noch bessere Entscheidungen treffen.
Wie sieht denn aus deiner Perspektive die perfekte technische Infrastruktur aus, wenn Talent Acquisition-Teams konsequent datenorientiert arbeiten wollen?
Die perfekte technische Infrastruktur für datenorientierte Talent Acquisition-Teams basiert auf drei Säulen: Integration, Automatisierung und Analyse.
Erstens: Eine nahtlose Integration mit einem leistungsstarken ATS (Bewerbermanagementsystem) ist essenziell.
Zweitens: Automatisierungstools, die repetitive Aufgaben, wie das Screening von Bewerbungen oder die Kommunikation mit Kandidat:innen übernehmen, sparen Zeit und erhöhen die Effizienz.
Drittens: Ein robustes Analytics-Framework, das datenbasierte Insights liefert – von der Performance einzelner Recruiting-Kanäle bis hin zu Conversion Rates im Bewerbungsprozess.
HeyJobs bietet hier eine ideale Ergänzung: Unsere Plattform integriert sich nahtlos in über 75 ATS-Systeme, optimiert den Kanalmix täglich und liefert datengetriebene Ergebnisse, die direkt in die Systeme der Kund:innen zurückfließen. So wird Recruiting nicht nur effizienter, sondern auch strategischer.
Du giltst als einer der KI-Experten im Recruiting. Welchen Einfluss hat künstliche Intelligenz bereits heute im Recruiting und wo stehen wir deiner Ansicht nach in fünf Jahren?
Künstliche Intelligenz hat das Recruiting bereits heute revolutioniert. Sie hilft, Prozesse zu automatisieren, die richtigen Talente gezielt anzusprechen und den gesamten Bewerbungsprozess effizienter zu gestalten. Bei HeyJobs nutzen wir KI, um einstellbare Kandidat:innen zu identifizieren, Bewerbungsprozesse zu optimieren und Streuverluste zu minimieren – mit beeindruckenden Ergebnissen.
In fünf Jahren wird KI noch stärker integriert sein. Ich sehe eine Zukunft, in der Unternehmen proaktiv Talente finden, bevor diese überhaupt aktiv suchen. Automatisierte Assessments, personalisierte Ansprache und Echtzeit-Datenanalysen werden Standard sein. Gleichzeitig bleibt der Mensch unersetzlich, vor allem in der Beziehungspflege und bei strategischen Entscheidungen. Die perfekte Symbiose aus Mensch und Maschine wird das Recruiting prägen.
Stell dir vor, wir sind bei „Wünsch dir was“ – wie sieht dein persönlicher Traum-Arbeitsmarkt der Zukunft aus?
Mein Traum-Arbeitsmarkt der Zukunft? Ganz klar: ein Markt, der auf Chancengleichheit, Effizienz und Erfüllung basiert. Stell dir vor, jede:r findet den Job, der perfekt zu den eigenen Fähigkeiten, Werten und Lebensumständen passt – und das in Rekordzeit. Unternehmen wiederum können sich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: Innovation und Wachstum, weil sie die passenden Talente mühelos finden.Technologie spielt dabei eine Schlüsselrolle. KI-basierte Systeme matchen Talente und Arbeitgeber:innen präzise, während repetitive Aufgaben komplett automatisiert sind. Gleichzeitig bleibt der Mensch im Mittelpunkt: Empathie, Kreativität und persönliche Entwicklung werden gefördert. Das wäre für mich die perfekte Symbiose aus Fortschritt und Menschlichkeit.
Hinter euch liegt ein bewegtes Jahr. Was ist deine langfristige Vision für HeyJobs – und wie wollt ihr sie erreichen?
Unsere langfristige Vision bei HeyJobs ist es, die führende Talent-Plattform in Europa zu werden und jedem Menschen zu helfen, den richtigen Job für ein erfülltes Leben zu finden. Dafür setzen wir auf modernste Technologie, insbesondere KI, um Unternehmen und Talente noch präziser und effizienter zu verbinden.
Wir investieren massiv in den Ausbau unserer Plattform, erweitern unseren Talentpool – aktuell bei 3,5 Millionen Kandidat:innen – und optimieren kontinuierlich unsere Algorithmen, um die Qualität der Matches weiter zu steigern. Gleichzeitig treiben wir die internationale Expansion voran und stärken unsere Teams in Berlin und Köln. Unser Ziel ist es, nicht nur ein Recruiting-Tool zu sein, sondern ein strategischer Partner, der Unternehmen hilft, den Fachkräftemangel nachhaltig zu bewältigen.
Lieber Marius, vielen Dank für die spannenden Einblicke. Ich hoffe, wir werden auch in Zukunft noch viel von dir hören, lesen und vor allem sehen!
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