Der „Personal Brand Mix“ im Recruiting und Employer Branding

In der deutschsprachigen HR- und Recruiting-Szene gibt es mehrere Top-Namen bzw. eine Vielzahl von Influencern. Die meisten von ihnen erkennt man schnell in sozialen Netzwerken oder auf Konferenzen. Einige sind bekannt für ihre tollen Ideen, die sie mit anderen Personalern in Büchern, Fachmagazinen und Blogs oder auf Events teilen. Andere wiederum sind als einzigartige Markenbotschafter und Sympathieträger ihrer Arbeitgeber bekannt und lassen ihre Follower daran teilhaben, wie spannend es ist, für eben diese Unternehmen zu arbeiten. Eines haben sie allesamt gemeinsam: Sie alle haben Spaß an Netzwerken und eine starke persönliche Marke!

Aktuell läuft die Blog- und Webparade zum #personalbrandmix, die von PR-Doktor Kerstin Hoffmann ins Leben gerufen wurde. Ich finde, das Thema bekommt im Employer Branding – gemessen am Potential – noch viel zu wenig Beachtung. Daher habe ich mir speziell über den Kommunikationsmix in meiner Rolle als Recruiter oder Employer Branding-Verantwortlicher Gedanken gemacht.

Arbeitgebermarken profitieren durch Personal Branding

Personal Branding ist nicht gleichzusetzen mit Employer Branding. Und trotzdem leisten starke Persönlichkeiten durch ihre (Online-) Reputation einen wertvollen Beitrag zur Stärkung der Employer Brand. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen haben durch starke Persönlichkeiten die Chance, Zielgruppen zu erreichen, die ihnen sonst verschlossen blieben. Und durch den Blick hinter die Kulissen, tragen sie zur Markenbildung ihres Arbeitgebers gegenüber verschiedenen Zielgruppen wie Bewerber, Kollegen oder Externen bei. Wenn ich also bspw. als Recruiter oder Employer Branding-Verantwortlicher Kandidaten weitreichende Einblicke in meinen Arbeitsalltag gebe, schafft das Transparenz und das macht einen guten Eindruck auf Kandidaten.

Ist Personal Branding wirklich ein Reichweitenverstärker im Employer Branding oder reines Egotripping von extrovertierten Mitarbeitern?

Eine effektive Personal Brand bedeutet natürlich mehr, als nur sein XING- oder LinkedIn-Profil zu vervollständigen. In vielen anderen (kommunikationslastigen) Berufsgruppen ist Personal Branding bereits selbstverständlich. Doch Personaler agieren noch viel zu häufig im stillen Kämmerlein. Meines Erachtens gibt es noch viel zu wenige Personen in HR, die bereits erkennen, dass Personal Branding ein immer wichtigerer Faktor sein wird, um die gewünschte Qualität als auch Quantität an Bewerbungen zu erhalten. Recruiter sind außerdem Vorbilder der eigenen Markenkommunikation und sollten andere Kollegen dazu motivieren, in sozialen Medien zu kommunizieren und sich als Markenbotschafter und Personal Brands zu profilieren. So können einzelne Mitarbeiter zur Markenstrategie sowie zur digitalen Transformation beitragen. Außerdem erreichen sie dadurch insgesamt eine deutlich höhere Reichweite für die Inhalte des Unternehmens und können zusätzliche Netzwerke und Kontakte zur (Fach-)Presse und/oder zu Berufskollegen aufbauen.

Die Angst, dass starke persönliche Marken aufgrund ihrer hohen Reputation schneller das Unternehmen verlassen könnten, ist meiner Ansicht nach unbegründet. Schließlich gehören diese Mitarbeiter zu denjenigen, die die Werte und die Kultur des Unternehmens mit am stärksten nach außen transportieren. Dadurch kann eine höhere Loyalität angenommen werden – vorausgesetzt sie erhalten die nötige Wertschätzung.

Welche sozialen Netzwerke nutze ich für mein Personal Branding?

Meine ersten Berührungspunkte mit sozialen Medien reichen wahrscheinlich bis ins letzte Jahrtausend zurück. Seiner Zeit waren ICQ oder uboot.com (kennt das überhaupt noch jemand?) die Vorboten heutiger Plattformen im deutschsprachigen Raum und man konnte bspw. über seine Nickpage erste Gehversuche im Personal Branding unternehmen. Ich gehöre außerdem zu den Jahrgängen, die während des Starts von studiVZ studiert und somit den anfänglichen Hype der ersten sozialen Netzwerke erlebt haben. In der heutigen Sprache könnte man mich diesbezüglich durchaus als „Early Adopter“ charakterisieren.

Für den Auf- und Ausbau meines Personal Brandings nutze ich aktuell eine Vielzahl verschiedener Kanäle mit teils sehr unterschiedlichen Content. Nichtsdestotrotz soll dieser Kommunikationsmix ein mehr oder weniger stimmiges Bild ergeben. Diesen Kommunikationsmix möchte ich euch gerne vorstellen:

Facebook

Facebook Profil

Die Nutzung meines Facebook-Profils hat sich in den letzten Monaten sehr stark verändert. Angefangen (wie bei den meisten) als rein privates Netzwerk öffnet sich mein Account dort immer mehr auch beruflichen Kontakten und mein Nutzungsverhalten ändert sich dementsprechend. Dasselbe erlebe ich andersherum ebenfalls bei anderen Usern. Was mich bei und an Facebook riesig nervt ist der kaum mehr nachvollziehbare Algorithmus, wie und wann Beiträge im Feed angezeigt werden. Immer nützlicher empfinde ich dagegen die Gruppenfunktion, die ich für den fachlichen Austausch mit anderen HR-lern oder Recruitern nutze. Außerdem warte ich sehnsüchtig auf das neue Feature „Facebook Jobs“. Umso wichtiger erscheint mir also eine seriöse (teils berufliche) Nutzung von Facebook mit meinem persönlichen Profil, obwohl bisherige Ansätze wie Facebook-Karriereseiten von Arbeitgebern oder Job-App Integrationen in Facebookseiten mich nicht unbedingt vom Hocker gerissen haben.

Twitter

Twitter Profil

Bei Twitter bin ich fast so etwas wie ein Spätstarter. Mein Profil habe ich erst im August 2016 angelegt und doch kommuniziere ich dort vermutlich mit der höchsten Frequenz in meinem Kommunikationsmix. Das liegt zum einen daran, dass Twitter mit seinen Algorithmen vieles besser macht als Facebook. Auch das Wort „Freundschaftsanfrage“ finde ich bei Facebook mehr als deplatziert. Die Hürde jemandem zu folgen ist bei Twitter ungleich niedriger.  Twitter zeichnet sich außerdem durch seine Schnelligkeit aus, bestimmte Informationen zu erhalten und ist für mich eine der ersten Informationsquellen für neue Ideen.

Auf Events ist es auch immer erstaunlich zu beobachten, dass ein Teil von Diskussionen auf Twitter ausgelagert wird und nur denen vorbehalten ist, die dort aktiv sind. Was das Thema Personal Branding angeht, ist Twitter unglaublich mächtig. Formuliert man mit nur verhältnismäßig wenigen, aber aktiven Followern eine mitreißende, bewegende oder brisante Botschaft, verteilt sich diese unter Umständen binnen Minuten mit einer signifikanten Reichweite. In der Folge macht es riesig Spaß zu beobachten, wie die eigene Meinung dazu führt, eine Diskussion zu entfachen und dadurch wiederum die eigene Marke zu stärken.

Instagram

Für mich ist Instagram der Kanal mit der besten Möglichkeit sich authentisch darzustellen und das eigene Profil zu schärfen. Natürlich ist die Welt der Fotos bei Instagram voller aufgehübschter Bildwelten, die alles andere als real sind. Dennoch gibt es hier meines Erachtens die Möglichkeit ein „Image“ zu kreieren . Um eine entsprechende Authentizität und Transparenz in meiner Rolle als Recruiter zu schaffen, habe ich ganz bewusst ein öffentliches Profil gewählt, welches für alle zugänglich ist. So kann ich gegenüber Interessierten bestimmte Werte und Interessen unterstreichen, für die ich stehe und die ich repräsentiere, wie z.B. familienbewusste Personalpolitik oder selbstbestimmtes Arbeiten.

XING

XING Profil

Mein Profil bei XING nutze ich hauptsächlich in meiner Funktion als HR Manager bei der Kindernothilfe. So stehe ich als Ansprechpartner für interessierte Kandidaten zur Verfügung und kommuniziere mit ihnen zu Fragen rund um ihre Bewerbung. Darüber hinaus pflege ich einen wesentlichen Teil der Kommunikation mit meinem HR-Netzwerk, teile Content, den ich spannend finde und nutze die Event-Funktionen. Außerdem kann ich dort gezielt Kandidaten auf coole Stellen bei der Kindernothilfe aufmerksam machen (alles natürlich unter Einhaltung von Datenschutzgesetzen). Meine Kommunikation ist hier also fast ausschließlich beruflich geprägt und unterstützt sowohl die Arbeitgebermarke, die ich vertrete und mein persönliches Branding.

LinkedIn

LinkedIn Prodil

Der aktuelle Algorithmus im LinkedIn-Feed nervt mich etwa genauso wie der von Facebook. Außerdem ist mein Netzwerk dort fast identisch zu meinen Kontakten bei XING. Dennoch merke ich, wie das Netzwerk für mich als Personaler immer relevanter wird, weil die Reichweite dort ungleich höher ist als bei XING. Außerdem sind die aktuellen Features bei LinkedIn wesentlich attraktiver und gleichen immer mehr den Funktionen und der User Experience von Facebook. Spannend bleibt es zudem zu beobachten, wie sich der Einfluss weiterer Microsoft Produkte auf zukünftige Features auswirken wird, die eine Relevanz für das Recruiting haben.

Blog

Mein eigener Blog HR4Good ist tatsächlich erst seit Ende Januar diesen Jahres am Start. Wenn ich mir aber das tolle Feedback und die Zahlen bis dato anschaue, kann ich bereits jetzt sagen, dass der eigene Blog noch einmal einen deutlichen Schub gegeben hat, was das eigene Personal Branding angeht. Der Blog ermöglicht mir außerdem eine viel bessere Kanalisierung meiner Kommunikationsanstrengungen. Zusätzlich blogge ich aber auch noch bei den Personalbloggern und schaffe dadurch zusätzliche Reichweite und Bekanntheit, die auf meine persönliche Markenbildung einzahlt. Tatsächlich war das auch die ursprüngliche Intention des Personalblogger-Initiators Henner Knabenreich, Personaler über dieses Netzwerk die Plattform zu geben sich der Außenwelt zu präsentieren und im weiteren Verlauf an einen eigenen Blog heranzuführen.

Offline- wichtiger als Online-Marketing

Neben diesen Kanälen, die ich bespiele, stehe ich oftmals auch als Interviewpartner zur Verfügung, veröffentliche Artikel in anderen Medien oder halte Vorträge an Hochschulen und auf Konferenzen. Denn trotz aller Online-Präsenz schätze ich persönliche Begegnungen noch viel mehr als die Interaktion in Social Media. Ein persönlicher Austausch auf Konferenzen, Messen oder anderen Veranstaltungsformaten hat für mich eine deutlich nachhaltigere Wirkung, um die eigene Marke und die des Arbeitgebers zu stärken. Sie machen den eigenen Kommunikationsmix erst rund.

In den nächsten Wochen oder Monaten werde ich an dem ein oder anderen Event als Speaker oder Besucher teilnehmen. Wer mich also gerne persönlich kennenlernen möchte, Lust auf Austausch zu Trends im Personalmanagement hat oder herausfinden will, was mein Arbeitgeber, die Kindernothilfe, so spannendes treibt, ist herzlich eingeladen mich vor Ort zu treffen.

Wie sieht’s bei euch aus? Welchen Kommunikationsmix nutzt ihr? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Wie organisiert ihr eure Kommunikationsmaßnahmen? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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